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Gerd Natschinski

Der dreifache Nationalpreisträger und vielseitige Künstler (Komponist, Produzent, Dirigent u. u.) wurde am 23. August 1928 in Chemnitz geboren. Er studierte an der Hochschule für Musik in Dresden und war von 1951 bis 1953 an der Berliner Akademie der Künste Meisterschüler bei Hanns Eisler. Er gilt als der erfolgreichste Schlagerkomponist der 50er und 60er Jahre in der DDR. Er komponierte über 400 unvergessene Evergreens: von "Zwei gute Freunde" für Fred Frohberg bis "Du bist die Schönste von allen" für Peter Beil.
In der Zeit von 1958 bis 1965 war Gerd Natschinski der "Hausautor" der Wachholz. Er produzierte sie und komponierte viele der großen, unvergessenen Wachholz-Erfolge. Mit dem Superhit "Damals" schaffte er  1998 den Einzug in die Liste der deutschen "Jahrhundertschlager". Unter dem Pseudonym Robert Romanus erschienen viele seiner Werke.
In der Folgezeit widmete er sich vorrangig dem Theaterschaffen und erreichte internationale Erfolge. Von 1978 bis 1981 war er Intendant des Metropoltheaters Berlin. Zu seinen bekanntesten Werken zählt sein Musical "Mein Freund Bunbury".

Gerd Natschinski am 22. September 2004 über Bärbel Wachholz:

"Bärbel war eigentlich immer ein kleines Mädchen, das ein bisschen unglücklich war;  ja ....damals war alles so schön... Irgendwie handelte es sich immer um kleine Geschichten verlorener Liebe und das hatten die Leute sehr gern gehabt, denn jeder hat ja irgendwie eine verlorene Liebe in seinem Leben und wenn es einem Sänger gelingt, das glaubwürdig rüberzubringen, dann freuen sich die Menschen. Das ist man seinem Publikum schuldig, dass man es überzeugt! Es geht ja nicht nur ums Geld, wie viele denken, es muss auch Spaß machen und soll ein Dienst sein, den man leistet... Es gibt Sänger, die dann versuchen, das sehr künstlerisch zu gestalten und dazu ganz bestimmte technische Mittel einsetzen. Das war bei Bärbel nicht nötig. Bärbel hatte eine wunderbare Stimme, eine die man von vielen anderen heraushören konnte. Sie war einfach sie selbst.
Bärbel Wachholz war eine große Sängerin. Obwohl ich viele ihrer Lieder selbst komponiert und aufgenommen habe, geht mir ihre Stimme beim Anhören unter die Haut. Das wichtigste war, dass man es ihr so schrieb, dass es stimmte und dann brauchte man eigentlich nur in der Zusammenarbeit mit ihr viel Psychologie. Es war also sehr nötig, dass sie sich gut betreut und verwöhnt fühlte und dass sie das Gefühl hatte, man hilft ihr. Ich kann mich an ein Konzert in der Kongresshalle erinnern, da war sie aber schon wer, hatte bereits in einem großen Medley ihre eigenen Hits gesungen. Vorher musste ich Persönlichkeitspflege mit Händchenhalten und so was machen. Das war unbedingt erforderlich. Sie war viel zu aufgeregt, musste vorher einen kleinen Adrealinstoß bekommen. Das war eigentlich das wichtigste in der Zusammenarbeit unserer gemeinsamen Schaffensperiode, die dem Publikum viele erfolgreiche Schlager mit Bärbel bescherte. Mitte der 60 er Jahre endete unsere Zusammenarbeit ohne besonderen Grund. Wahrscheinlich trug dazu bei, dass ich mich in zunehmendem Maße dem Theaterschaffen zuwendete und darüber die Schallplattenproduktion vernachlässigt wurde. Allerdings ist mir auch erinnerlich, dass Wachholz / Kämpf nicht unbeeindruckt blieben durch Meinungsäußerungen von dritter Seite. Ihr tragischer Tod kam viel zu früh und hat uns allen diese Stimme und eine liebenswerte junge Frau genommen..."

Orchester Gerd Natschinski Anfang 1951 bei einem Rundfunkkonzert in der Leipziger Kongresshalle. Der 22jährige Gerd Natschinski am Dirigentenpult, Akkordeon: Alo Koll, Klavier: Siegfried Stöckigt.