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Forum der Fans

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Drehorgel-Mucky

Joachim Bunk

im Juni 2012:

 

Damals war’s!

So möchte ich meine Erinnerung an Bärbel Wachholz aus Kindheit und Jugendzeit beginnen und Ihnen, verehrter Joachim Lang aus Auerbach im Vogtland, Respekt und Wertschätzung für so ein tolles Buch aussprechen.

Beeindruckt als Fan bin ich von den umfangreichen Recherchen sowie Begegnungen und Erlebnissen.
Man muss für eine Sache mit Herz und Seele brennen. Das spürt man beim Lesen des Buches. Es war ein Weihnachtswunsch! Und wenn mich etwas interessiert, ziehe ich die Zeiten und Bilder in kurzer Zeit in Kopf und Geist hinein.

Meine Kindheit und Jugend waren die „wilden“ aber schönen 50er und 60er Jahre. Wir hatten alle nicht viel und es war eine große Kameradschaft. „Einer für alle und alle für einen!“ Da hatten Murmeln noch einen Wert! Kofferradios – Tonbandaufnahmen – Störungsfrei bei Nacht: Radio Luxemburg, Camillo Felgen, Soldatensender, Freiheitssender. Je, war das ne Zeit! Tonbandaufnahmen von damals besitze ich heute noch, und das Gerät spielt auch noch. Zuerst hatte ich ein Tonbandgerät „Smaragd“ aus Zwönitz (Erzgeb.). Es war groß und schwer, danach ein „Qualiton“ aus Ungarn. Das habe ich nicht bereut, obwohl die Geräte damals über 500 Mark kostete – fast ein Monatslohn.

Nun, lieber Joachim Lang, ein Sprichwort sagt: „Wer sich der Vergangenheit nicht erinnert und diese auch nicht kennt sowie die Gegenwart nicht lehrt und begreift, kann die Zukunft nicht meistern.“ Wie wahr.

Ich bin Jahrgang 1944, kurz vor Kriegsende geboren, das 7. Kind einer kinderreichen Familie. Meine Mutter war allein für alle verantwortlich, da mein Vater im Krieg war. Meine Kindheit und Jugend erlebte ich in Bad Dürrenberg, ganz nah am großen Leunawerk und dem Dorf Spergau – heute dank der Erdölraffinerie eine reiche Gemeinde.

Vor acht Jahren zog es mich von Merseburg in die Gartenstadt Leuna. Die Natur hat sich Gott sei Dank von den Umweltschäden, die die Industrie angerichtet hatte gut erholt und sich alles Schöne zurückgeholt.

Mitte der 50er bis 1962 hatte ich das Glück, jedes Jahr meine Schulferien an der Ostsee in Sellin auf Rügen zu verbringen – in einem Zeltlager der Jungen Pioniere der Schulen des Kreises Merseburg. Meine Mutter war vom damaligen DFD (Demokratischer Frauenbund Deutschlands) gefragt worden, ob sie dort mithelfen könnte. Sie wollte aber nur zusagen, wenn sie drei ihrer Jungen, damals 14, 11 und 8 Jahre alt mitnehmen darf. Es war natürlich kein Problem. Wir durften mitfahren, bei so vielen Kindern im Ferienlager fallen drei mehr gar nicht auf. Nach so vielen Jahren sprechen mich immer noch Ehemalige aus dem Ferienlager in Sellin auf Rügen an und schwelgen in guten Erinnerungen an damals. Bilder von meiner Pouva Start – Blende 8, die Sonne lacht – sind Zeugen der Erinnerung.

Ein ganz besonderes Erlebnis waren die Strandkonzerte auf der Selliner Seebrücke. Ich bin oft mitgelaufen. Der Weg führte 15 Minuten oberhalb der Steilküste zur Treppe der Seebrücke. Ich erinnere mich genau. Ende der 50er spielte mehrere Jahre das Tanz-und Schauorchester Helmut Opel aus Rostock und Stargast war immer Bärbel Wachholz. Später, 1962, war Bärbel Wachholz mit Armin Kämpf auf Ostseetour, auch mit einem Auftritt auf der Freilichtbühne oberhalb der schönen Seebrücke.

Aber nochmal zurück zu der Zeit 1958/59. Auf einem Plakat war zu lesen: „Sonntag – Seebrücke – Konzertmuschel - Herzklopfen kostenlos – wir suchen junge Talente. Tanzorchester Helmut Opel, Stargast Bärbel Wachholz“!

Damals war der Badestrand der Ostseeküste von Binz bis Göhren von Rettungsschwimmern überwacht, teils Studenten aus der Region Leuna-Merseburg. Ein Rettungsschwimmer, Medizinstudent, stellte sich zur Verfügung und verlängerte dadurch seinen Aufenthalt im Ferienlager an der Ostsee. Er war ein fröhlicher Sportsmann mit Gitarre, die er oft am Lagerfeuer erklingen ließ. Er hatte kein Herzklopfen und meldete sich beim Schauorchester als Nachwuchstalent. Das ganze Ferienlager war als Fangemeinde dabei. Er hat ein südamerikanisches Lied zur Gitarre gesungen mit einem Sombrero auf dem Kopf. Bärbel Wachholz und das Schauorchester sollen begeistert gewesen sein von seiner Stimme und seiner Ausstrahlung. Nach Tagen verabschiedete sich der „Hilfsmediziner und Troubadour“ Karl-Heinz Reichert folgendermaßen von allen: „Ich fahre mit Bärbel Wachholz nach Berlin zu Amiga um Aufnahmen zu machen.“ Alle sagten: „Angeber“ und belächelten ihn mit Skepsis. Aber es war so! Damals schon. Wie konnte man in der DDR zu Rundfunk und Amiga kommen? Genau wie heute – man muss Beziehung haben! Und Bärbel Wachholz war die Beziehung damals in der DDR. Stimme und Ausstrahlung hatte Karl-Heinz Reichert. Man verlor sich später aus den Augen, doch die Erinnerung bleibt.

Bärbel Wachholz war damals der ganz große Schlagerstar. Ich hatte auch ein Autogramm von ihr. Aber das ist irgendwie verloren gegangen.

Lieber Freund, nimm es hin – die ganze Geschichte um Bärbel Wachholz.

Durch die vielen Jugendjahre und Bekanntschaft mit den Rettungsschwimmern, von denen sich auch ein paar familiär banden, war mein Campingplatz an der Ostsee, Sellin und Baabe später oft gesichert. Fragt man heute alte Selliner nach Namen von damals, wird man in seiner Erinnerung bestätigt. Die große Karriere hat Karl-Heinz Reichert nicht gestartet. Doch einige Aufnahmen im Rundfunk und auf Platte sind gemacht worden. Ein seltenes Wunder – ich habe eine Platte von Karl-Heinz Reichert: „Tanze mit mir in den Morgen“, eine Coverversion von Gerhard Wendland. Während der 60er Jahre tingelte Karl-Heinz Reichert von Volksfest zu Volksfest im mitteldeutschen Raum. Dann war Ruhe. Und nach der Wende sehe ich Karl-Heinz reichert mit Partnerin, angezogen als Minnesänger, auf einem Fest auf der Wartburg in Eisenach. Mensch, das isser doch! Dann stellte ich selbst Erkundigungen in Leuna an. Ja, Karl-Heinz Reichert wohnte damals in Lleuna, was ich ja wusste. Aber die Sympathie von Bärbel Wachholz? War es wirklich Stimme und Ausstrahlung? Oder auch ein bisschen Liebe? Beide müssen ungefähr gleichaltrig gewesen sein. Aber dann kommt eine Recherche und Nachfrage bzw. Erkenntnis und Vermutung, was man leider nicht genau bestätigt bekommt. Karl-Heinz Reichert verstarb vor zwei Jahren und seine Frau oder Lebenspartnerin lebt in Wasungen/Thüringen.

Damals wohnte der Vater von Bärbel Wachholz mit seiner Familie in zweiter oder dritter Ehe in Leuna. Schade, dass die Stiefschwester Christine Wachholz in der Sendung „Unter uns“ fast nichts vom Geburtsort Leuna und von der Kindheit erwähnte. Leuna hatte ein sehr schönes und bekanntes Kultur-Klubhaus. Kindertanz, Gesang, Musik war die Leiter einer Karriere. Vermutlich war der Sänger Karl-Heinz Reichert eine Verbindung zur Familie des Vaters, weil dieser doch damals in Leuna wohnte.

Ich wohne heute nur einen Steinwurf entfernt. Die Familie Wachholz hatte laut Info damals in der Haberstraße, ganz in der Nähe des Klubhauses in einer schönen großen Villa gewohnt. Genaueres muss man, wenn erforderlich, im Leunaer Stadtarchiv erforschen. Das war und ist die Geschichte. Man könnte noch über manches erzählen und schwärmen. Man sagt zwar aus den Augen aus dem Sinn. Aber irgendwann holt einen die Vergangenheit wieder ein.

Doch die Schlagermusik, vor allem deutsche Schlager, hat mich zu allen Zeiten musikalisch erfreut. Hausmusik wurde bei uns gepflegt. Wo gibt es das heute noch? Mitte der 70er Jahre, ich war Maler, später Malermeister, fand ich Interesse an der mechanischen Musik – Spieldosen, Grammophone u.s.w. – später die Krone der mechanischen Musik, Drehorgel-Leierkasten. Das Instrument, Entstehung und Geschichte faszinieren mich noch heute. Es ist und wird ein Virus der Interessen und des Sammelns, des Restaurierens und Bewahren deutschen Kulturgutes. Unter

www.drehorgelmucky.de

bin ich im Internet zu finden, als Alleinunterhalter und Humorist mit Drehorgel. Aber auch zu DDR-Zeiten war ich auf Tour, beispielsweise mit Günti Krause oder Susi Schuster.

Alles Gute – auch unbekannter Weise – der Familie Lang vom Drehorgel-Mucky, Joachim Bunk aus Leuna

 

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