Reiner Münchow
Damals, ... damals, ... damals war alles so schön.
Eine Titelzeile die Bärbel Wachholz wohl das ganze kurze Leben begleitet.
Ob ich mich selber als Fan von Bärbel Wachholz bezeichne ist mir nicht klar, aber ich hörte ihre Lieder sehr gerne und wollte etwas mehr über den Menschen Bärbel Wachholz erfahren.
Am Anfang steht natürlich „Damals“. Da ich in Berlin (West) aufgewachsen bin, waren die Künstler der DDR auch für uns ein Begriff. Wir sahen gerne die Unterhaltungssendungen des Fernsehens der DDR und hörten auch die großen Rundfunksendungen. Klar, auch das mit den Fluchtversuchen stand bei uns in der Presse, aber das nahm ich nur beiläufig auf.
Lange Zeit blieb es dann dabei.
Meine Sammelleidenschaft erwachte erst viel später. Irgendwo auf einem Flohmarkt fand ich eine Single, dann eine Autogrammkarte. Ich kaufte und war infiziert! Mit der Zeit sammelte ich dann schon gezielter. Erst wollte ich die Singles, dann die Schellacks, später auch Berichte und Programme. Der Sammlerergeiz ließ mich systematisch alle Plattenaufnahmen und Pressungen komplettieren. Amiga, Fontana, Testpressungen, nach langer Zeit des Suchens hatte ich bald eine stolze Anzahl von Aufnahmen. Dabei stieß ich immer wieder auch auf „Zeitzeugen“. Schwierig sei sie gewesen, alkoholabhängig, Medikamente, Drogen, also krank...Vor meinem Auge blieb aber stets das Bild, wie ich sie im Fernsehen erlebt habe. Rhythmisch singend, eine starke Ausstrahlung, eben eine unverwechselbare Interpretin mit ganz eigenem Flair. Später sah ich ihren letzten Auftritt im Fernsehen, was für ein Lebensweg lag dazwischen! Über Sammler bekam ich Rundfunkmitschnitte und entdeckte eine ganz andere Bärbel Wachholz. „Peter komm heut Abend zum Hafen“ swingend mit großem Orchester – Schade, dass ich sie nicht einmal live erleben konnte! Auf der wohl ersten Autogrammkarte wirkt sie fast ein wenig schüchtern, als könne sie das alles kaum fassen, später stets strahlend lachend, ganz selbstbewusster Star. Oder...? Dagegen die Kritiken in der MELODIE UND RHYTHMUS, Unterhaltungskunst oder Eulenspiegel. Wie ging man dort mit ihr um? Falscher Titel, einfallsloser Text, aber doch immer wieder wird ihre Professionalität und ihre Musikalität hervorgehoben. Auch wenn ich von Einigen belächelt werde, die mich fragen, wonach ich suche, interessant ist, dass fast jeder Bärbel Wachholz kannte. Es wird zwar oft bestritten, dass man sie gut fand, aber die Melodien sind immer noch ganz gegenwärtig. Wie es wohl gewesen wäre, wenn die Zeitumstände anders gewesen wären? Resümee – ich bin ein Fan von Bärbel Wachholz und oute mich hiermit als solcher!
Reiner Münchow
Berlin 2004